Die beste Prävention gegen Schulstress und ein angeknackstes Selbstwertgefühl
Viele Eltern haben gemischte Gefühle, wenn ihr Kind die Grundschule verlässt. Auf der einen Seite Freude über den neuen Lebensabschnitt, auf der anderen Seite gibt es aber auch Zweifel und Bedenken:
- Wird mein Kind in der Schule gut mitkommen?
- Werde ich helfen können?
Auch für die Kids ist der Übergang nicht ohne: neue Lehrer, neue Klassenkameraden, plötzlich höhere Anforderungen.
Für viele Kinder ist es das Ende der Unbeschwertheit – nicht ohne Grund:
- 40% aller Schüler leiden an Prüfungsangst.
- Immer mehr Kinder klagen über Schulstress und leiden darunter.
- Immer mehr Kinder und Jugendliche nehmen Psychopharmaka – auch wegen ihrer Schulprobleme.
- Mit ziemlicher hoher Wahrscheinlichkeit werden sie Nachhilfe nehmen müssen (Eltern geben über eine Milliarde Euro pro Jahr dafür aus), weil sie in dem einen oder anderen Fach Probleme bekommen – das kratzt am Selbstwertgefühl.
Verhungern im Überfluss
Kein Kind muss Schulstress haben, keines zum Schulversager werden. Anders gesagt: Jedes Kind kann einen guten Schulabschluss erreichen, jedes Kind kann mit Leichtigkeit lernen.
Damit meint Prof. Hüther, dass jedes Kind mit unglaublichen Talenten und Möglichkeiten auf die Welt kommt. Leider können nur die wenigsten diese entfalten. Die nennen wir dann „Genies“ oder Wunderkinder. Dabei sind das keine Wunderkinder, sondern sie nutzen einfach nur ihr Potenzial. So einfach ist das.
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ihre Familie hat kein Geld mehr, Sie leben in bitterer Armut. Aber: Sie haben eine hübsche alte Kiste, die müssten Sie nur öffnen und in ihr würden Sie Gold und Geld in großen Mengen finden.
Ist das nicht Wahnsinn, Überfluss zu haben und trotzdem über seine Armut zu klagen?
Dieses Bild kann man wunderbar auf die Schulsituation übertragen. Es gibt so große Probleme: frustrierte Kinder, die sich nur noch wenig zutrauen – dabei müssten sie nur ihre innere Schatzkiste öffnen und das nutzen, was sie finden: Talente, Lernvermögen, Leistungsbereitschaft.
Es gibt keine dummen oder faulen Kinder. Es gibt nur Kinder, die ihre „innere Schatzkiste“ noch nicht geöffnet haben.
Ein Praxisbeispiel
Eine Mutter möchte ihrer Tochter unbedingt ermöglichen, die Realschule zu besuchen. Sie lernt mit ihrer Tochter wochenlang für einen Test. Die Zensuren der Tochter werden immer schlechter, inzwischen glaubt das Mädchen, dass sie für die Realschule zu „blöd“ sei.
Warum ist das passiert?
Mutter und Tochter haben gepaukt. Pauken funktioniert aber nicht, weil unser Gehirn anders gestrickt ist. Und so bringt es gar nichts, viel Zeit zu investieren, um auf die falsche Art zu lernen.
Die Misserfolge und das frustrierende Lernen mit der Mutter haben negative Gefühle produziert – das ist Gift fürs Lernen.
Die Lösung
- Schluss mit dem Druck – jegliche Erwartungshaltung herausnehmen.
- Dem Kind gehirn-gerechte Strategien zeigen.
Hilfreiche Lern-Routinen etablieren.
Das Mädchen hat hinterher nicht nur den Test geschafft, sondern ist wie verwandelt: Sie traut sich etwas zu und glaubt an sich. Das ist noch mehr Wert als die besten Zensuren.
Mangel an Selbstwertgefühl
Die meisten Kinder glauben (unbewusst), dass sie fehlerhaft und unfähig seien, jedenfalls , wenn es ums Lernen geht. Das hat sehr viele Gründe: Lehrer, die mehr entmutigen als ermutigen, keine positiven Schul-Erlebnisse. Die Kinder haben keine Ahnung, wie sie ihr Gehirn optimal benutzen, deswegen bleibt nur das Pauken – am besten kurz vor der Arbeit. Trotz des hohen Zeitaufwandes und viel Frust ist das Ergebnis oft eher bescheiden.
Das bestärkt die Kinder natürlich in ihrem negativen Selbstbild: „Ich lerne, habe trotzdem keine guten Noten, also muss ich dumm sein.”
Der Ausweg
Die beste Prävention gegen schlechte Noten und ein angegriffenes Selbstwertgefühl: Die Kinder stärken, ihnen den Schlüssel zu ihrem Potenzial zeigen.
Ein Kind, das erfährt, dass es viel mehr hat, als es braucht, wird leicht durch die Schule gehen- für immer.